P02 - Lars Dölken

Pervasive Transkription bei Infektionen mit dem humanen Cytomegalievirus (HCMV)

Das humane Cytomegalievirus (HCMV) ist ein weit verbreitetes Herpesvirus, das lebenslange Infektionen im Menschen verursacht. Für gesunde Erwachsene ist es meist ungefährlich, für Neugeborene, Transplantatempfänger und immungeschwächte Patienten kann es jedoch schwere Krankheitsverläufe hervorrufen. Ein besseres Verständnis der Genregulation von HCMV ist daher sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die Entwicklung neuer Therapien von großer Bedeutung.

Lange Zeit nahm man an, dass HCMV etwa 700–1.000 Transkripte und eine vergleichbare Zahl von Proteinen exprimiert. Mit modernen Sequenzierverfahren wie PRO-seq (Precision nuclear Run-on Sequencing) zeigte sich jedoch ein viel komplexeres Bild: Über 7.000 Transkriptionsstartstellen (TSS) verteilen sich über das gesamte virale Genom. Unser Projekt untersucht diese bislang verborgene Schicht der pervasiven viralen Transkription. Durch umfassende Kartierungen von TSS, bioinformatische Integrationsanalysen und den Einsatz innovativer Zellmodelle wollen wir verstehen, wie das Virus seine Gene während Infektion und Latenz reguliert. Im Mittelpunkt stehen dabei vier Ziele:

  1. Systematische Erfassung viraler Promotor- und Enhancer-RNAs während der lytischen Infektion.
  2. Analyse, wie zentrale Regulatoren wie IE2 und UL69 die frühe Genexpression steuern.
  3. Entwicklung verbesserter Latenzmodelle durch konditionale Kontrolle viraler Genexpression mittels Degron-Technologie.
  4. Beitrag zum DEEP-DV Transkriptionsatlas, einer zentralen Ressource zur viralen Genregulation bei Herpesvirusinfektionen.

Mit diesen Arbeiten wollen wir ein umfassenderes Bild der HCMV-Transkription gewinnen. Dadurch lassen sich neue Einsichten in Infektion, Latenz und Reaktivierung gewinnen, die langfristig auch neue Ansätze zur Entwicklung antiviraler Strategien ermöglichen könnten.